STI

Sexuell übertragbare Infektionen

Neben HIV und Hepatitis gibt es weitere Infektionserkrankungen, die über sexuelle Kontakte weitergegeben werden. Sie scheinen etwas in Vergessenheit geraten zu sein, oder werden – weil sie zumeist heilbar sind – oft nicht ernst genug genommen; daher steigen die Fallzahlen in den letzten Jahren kontinuierlich an. Hier eine Übersicht:

Chlamydien

Mit Chlamydien bezeichnet man die Infektion vorrangig der Harnwege und Geschlechtsorgane durch sehr kleine Bakterien. Diese Infektion zählt weltweit – so auch in Deutschland – neben HPV, Tripper (Gonorrhö) und Trichomoniasis (s. u.) zu den häufigsten Geschlechtskrankheiten.

Hauptübertragungsweg ist ungeschützter Geschlechtsverkehr, bei dem die Bakterien ihren Weg in den Körper über Schleimhäute nehmen. Die ersten Symptome zeigen sich ca. nach zwei bis sechs Wochen. Sie sind aber meist schwach, sehr unspezifisch und werden oft falsch gedeutet: Harnröhrenentzündung, Ausfluss oder Brennen beim Wasserlassen. Unbehandelt können Chlamydien u. a. zu Entzündungen von Prostata, Hoden oder Nebenhoden und Unfruchtbarkeit führen. Eine Infektion während der Schwangerschaft kann Frühgeburten verursachen sowie die Übertragung auf das Neugeborene.

Die Diagnose kann durch einen Abstrich oder eine Urinprobe erstellt werden. Die Infektion lässt sich im Regelfall durch Antibiotika behandeln. Wichtig: Bei einer festgestellten Infektion sollten auch die Partner*innen dringend untersucht und gegebenenfalls behandelt werden, um gegenseitige Neuansteckungen zu vermeiden.

Der weitreichendste, allerdings nicht vollständige Schutz vor einer Chlamydien-Infektion ist nach wie vor das Kondom bzw. das Femidom.

Feigwarzen (Kondylome)

Feigwarzen sind kleine Wucherungen im Genital- und Analbereich, seltener auch in der Mundhöhle, die von humanen Papillomviren (HPV) verursacht werden. Sie gelangen hauptsächlich bei ungeschütztem Geschlechtsverkehr auf die Haut. Winzige Verletzungen an Penis, Vagina, After oder Enddarm ermöglichen das Eindringen in die oberen Haut- und Schleimhautschichten.

Häufig heilen Feigwarzen auch ohne Behandlung ab, eine Beschleunigung der Ausheilung erfolgt mit Hilfe einer Tinktur oder Creme. Die Therapie schlägt zwar zumeist schnell an, aber häufig verbleibt das Virus im Körper und kann zu einem erneuten Ausbruch führen. Insbesondere eine geschwächte Immunabwehr kann Rückfälle begünstigen.

Filzläuse

Filzläuse sind kleine, mit bloßem Auge kaum sichtbare Insekten, die sich in der Körperbehaarung festsetzen. Sie legen dort ihre Eier ab und saugen Blut, was zu Juckreiz führt. Übertragunsgwege sind enger Körperkontakt wie z. B. beim Geschlechtsverkehr undgemeinsam benutzte Textilien (Bettwäsche, Handtücher, Kleidung). Als Symptome gelten neben dem Juckreiz auch:

  • Rötungen und Entzündungen der Haut
  • bräunliche Flecken in der Wäsche

Die Behandlung erfolgt durch Shampoos oder Cremes, die die Parasiten abtöten. Eine Rasur der befallenen Körperbehaarung kann zusätzlich helfen. Textilien sollten täglich gewechselt und bei mindestens 60° C gewaschen werden. Auf Körperkontakt sollte in dieser Zeit verzichtet und Lebens- wie Sexpartner*innen sollten informiert werden.

Gonorrhö (Tripper)

Die landläufig als Tripper bezeichnete Gonorrhö wird durch Bakterien, sog. Gonokokken ausgelöst. Die Schmierinfektion wird überwiegend durch Geschlechtsverkehr übertragen. Die Bakterien befallen Schleimhäute, z. B. in der Harnröhre, am Enddarm, im Mund oder Rachen sowie die Bindehaut der Augen mit Folge einer eitrigen Entzündung.

Die Inkubationszeit beträgt wenige Tage, es kann aber bis zu Wochen dauern, bevor eine Infektion bemerkt wird. Typische Symptome sind Brennen beim Wasserlassen, eitriger genitaler oder analer Ausfluss. Die behandlung erfolgt mit Antibiotika, allerdings solte zuvor geprüft werden, ob die Gonokokken Resistenzen aufweisen.

Wichtig: Bei einer festgestellten Infektion sollten auch die Partner*innen dringend untersucht und gegebenenfalls behandelt werden, um gegenseitige Neuansteckungen (sog. Kreuzinfektionen) zu vermeiden

Der weitreichendste Schutz vor einer Gonorrhoe ist nach wie vor das Kondom.

HPV

Das »Humane Papillomvirus« zeigt sich z. B. durch Warzen auf der Haut oder im Genitalbereich. Auch wenn die meisten HPV-Infektionen unbemerkt wieder ausheilen, können sie bösartige Tumore entwickeln.

Die Ansteckung erfolgt über direkten Haut- bzw. Schleimhautkontakt (z. B. beim Geschlechtsverkehr), aber auch durch infizierte Gegenstände (Stichwort: Sexspielzeug) oder bei der Geburt. Unbehandelt kann HPV zu Haut- und Genitalwarzen, Gewebeveränderungen und Krebs führen, insbesondere Gebärmutterhalskrebs. Zu den Symptomen zählen Knötchen im Genital- oder Analbereich – sog. Papeln –, die nässen oder jucken können sowie vaginaler Ausfluss und ungeklärte Blutungen der Vagina.

Untersuchungen werden mit einer Gebärmutterhalsspiegelung, einem HPV-Test durch Zellabstrich oder einer Biopsie vorgenommen. Die Behandlung erfolgt in Abhängigkeit des diagnostizierten Krankheitsbildes. Die Kosten für Impfungen bei Jugendlichen zwischen dem 9. und dem 14. Lebensjahr übernehmen die Krankenkassen, in Ausnahmefällen auch bis zum 18. Lebensjahr.

Syphilis (Lues)

Syphilis – auch Lues oder »harter Schanker« genannt – ist eine weltweit verbreitete Geschlechtskrankheit, die durch Treponema (spiralförmige Bakterien) ausgelöst wird. Seit 2010 hat sich die Zahl der gemeldeten Fälle in Deutschland mehr als verdoppelt. Männer sind rund 15-mal häufiger betroffen als Frauen. Insbesondere Homosexuelle infizieren sich mit dem Erreger: In Deutschland sind es 80% der Erkrankten.

Der häufigste Übertragungsweg ist der ungeschützte Geschlechtsverkehr, bei dem die Erreger durch kleinste Verletzungen der Schleimhäute oder der Haut in den Körper gelangen. In sehr seltenen Fällen kann die Syphilis während der Schwangerschaft oder der Geburt an das Kind weitergegeben werden, deswegen gehört die Untersuchung auf Treponemen zur Schwangerschaftsvorsorge.

Die Bandbreite möglicher Symptome ist groß. Sie reicht von schmerzlosen Schleimhautdefekten, über nicht juckende Hautausschläge bis zu unspezifischen Symptomen wie Abgeschlagenheit und Müdigkeit.

Wichtig ist die frühzeitige Erkennung. Etwa 2-3 Wochen nach der Übertragung tritt an der Infektionsstelle ein schmerzloses, hartes Knötchen an Penis, Schamlippen, Vagina, Anus oder Mund auf, das sich rasch zu einem Geschwür weiterentwickelt. Gleichzeitig schwellen die benachbarten Lymphknoten an. Etwa 2-3 Monate später zeigt sich die unbehandelte Infektion durch Fieber, Appetitlosigkeit, Rachen- oder Kehlkopfentzündung, Gewichtsverlust oder anhaltenden Kopf-, Muskel- oder Gelenkschmerzen. Zudem kann es zu einem großflächigen Ausschlag kommen.

Der Nachweis erfolgt meist durch Blutuntersuchung, die Therapie mit Antibiotika. Auch wenn die Syphilis im Erst- oder Zweitstadium gut behandelbar ist, verbleiben sogenannte Marker im Blut, die lebenslang feststellbar sind.

Der weitreichendste Schutz vor einer Syphilis ist nach wie vor das Kondom.

Trichomoniasis

Trichomonaden werden vor allem beim analen, oralen oder vaginalen Geschlechtsverkehr sowie über Blut oder Blutprodukte übertragen. Zumeist genügen als Eintrittspforten schon winzige Haut- oder Schleimhautverletzungen.  Die Folge sind bei Frauen oft schmerzhafte Entzündungen der Harnröhre oder der Scheide, bei Männern hingegen löst der Befall der Harnröhre nur selten Beschwerden aus.

Symptome sind ein schaumiger Ausfluss sowie starkes Brennen im Intimbereich. Eine Behandlung erfolgt durch passende Antibiotika. In den meisten Fällen ist eine schnelle Besserung festzustellen.